27.04.2022

„Durchhalten lohnt sich!“

DHZB-Intensivpfleger Kevin Wünscher erkrankt mit 30 Jahren an Long Covid. Nach der Reha und Wiedereingliederung ist er jetzt, fast ein Jahr nach seiner Infektion, wieder voll einsatzfähig. Seine Devise: Geduld, Durchhaltevermögen und Willensstärke!

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Kevin Wünscher ist stellvertretender Pflegeleiter der DHZB-Intensivstation 1. Im Mai 2021 infizierte er sich mit dem Coronavirus – und erkrankte danach an Long Covid. Seine Lunge ist stark beeinträchtigt, jede Tätigkeit strengte ihn an. Er kämpfte sich durch den Sommer und Herbst. Im Dezember startete sein Reha-Programm, er berichtete aus der Klinik seine Geschichte. Jetzt, knapp vier Monate später, ist er wieder voll im Alltag und Berufsleben angekommen. Kevin erzählt, wie es ihm heute geht – und welche Ratschläge er für Betroffene hat.

„Im Januar wurde ich aus der Reha entlassen. Fünf Wochen lang war ich in einer Klinik an der Ostsee, arbeitete an meiner Ausdauer, Beweglichkeit und Konzentration. Die große Unterstützung von Familie und Freunden hat mir in dieser Zeit sehr geholfen.

Ich wollte unbedingt wieder unabhängig sein und mein Leben flexibel gestalten können. Auch die Arbeit mit meinem Team und den Patient*innen fehlte mir. Deshalb war ich froh, Ende Januar mit der Wiedereingliederung am DHZB starten zu können. Acht Wochen dauerte es, bis ich fit genug war, um mein altes Arbeitspensum wieder zu schaffen.

Diese Zeit war hart. Jede Woche habe ich Schritt für Schritt meine Arbeitsstunden erhöht. Das war gut, aber ich habe gemerkt, dass mich die Situation an meine Grenzen brachte. Meine Kolleg*innen waren sehr rücksichts- und verständnisvoll und haben mich unterstützt, wo sie nur konnten.

Anfang März habe ich mich ein zweites Mal mit dem Coronavirus infiziert. Diesmal hatte ich jedoch keine Symptome, mir ging es gut. Zu der Zeit war ich schon dreifach geimpft, bei meiner ersten Infektion im vergangenen Mai hatte ich eine Impfung hinter mir.

Seit April arbeite ich wieder im vollen Umfang als stellvertretender Pflegeleiter auf unserer Intensivstation 1. Das ist ein tolles Gefühl. Und ich bin immer noch überwältigt, wie herzlich alle mit mir umgehen. Viele Kolleg*innen fragen nach, wie es mir geht und bieten ihre Unterstützung an. Auch die Dienstplanung wird so gestaltet, damit ich meine ambulanten Reha-Termine problemlos wahrnehmen kann. Das weiß ich sehr zu schätzen.

Bei der Arbeit trage ich spezielle FF2-Masken mit geringem Atemwegswiderstand. Das ist eine große Hilfe, denn mit den herkömmlichen FF2-Masken habe ich nach wenigen Stunden Atemprobleme bekommen. Die neuen Masken kann ich problemlos den ganzen Tag tragen. Unser Hygieneteam hat mir den Tipp gegeben – das war super!

Letztes Jahr lag die Leistung meiner Lunge bei 60 Prozent, jetzt hat sie sich fast komplett erholt. Arbeiten muss ich noch an meiner Lungenmuskulatur. Es kann bis zu einem Jahr nach der Reha dauern, bis die Muskulatur vollständig wiederhergestellt ist. Deshalb gehe ich weiterhin zur ambulanten Reha, mache Reha-Sport und fast täglich Atem- und Dehnübungen. Auch mein Cortison-Spray muss ich weiterhin nehmen.

Kraftsport kann ich noch nicht wieder machen, aber ich bin froh und dankbar, dass es mir jetzt wieder so gut geht. In den letzten Monaten habe ich gelernt, geduldig und diszipliniert zu sein und Respekt vor der Krankheit zu haben. Ohne das geht es nicht.

Long Covid kann jede und jeden treffen. Aus meiner Erfahrung weiß ich: Durchhalten lohnt sich! Glaubt an euch, sprecht im Freundes- und Familienkreis offen über eure Erkrankung und zieht euch damit nicht zurück! Mir hat die große Unterstützung sehr geholfen, zuversichtlich und willensstark zu bleiben. Das wünsche ich allen Betroffenen, und deshalb erzähle ich meine Geschichte.“

Wir danken Kevin Wünscher, dass er uns seine Geschichte erzählt hat und wünschen ihm weiterhin alles Gute!

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