21.01.2021

„Zuversicht und Lebensmut“

Vielen Empfängern von Spenderorganen ist es ein wichtiges Bedürfnis, den Angehörigen der Spenderin oder des Spenders in anonymisierten Briefen ihre Dankbarkeit mitzuteilen. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) bietet dazu die Möglichkeit.

Oberarzt Dr. Felix Schönrath, die TX-Koordinatorinnen Yvonne Trogisch und Steffi Dietrich mit ihrem Patienten Heiko Dietrich. Das Foto entstand im Dezember, Heiko Dietrich konnte inzwischen aus dem DHZB entlassen werden.

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„Ich kann Ihnen nicht den Kummer und die Trauer nehmen. Vielleicht ist es Ihnen aber ein Trost, dass ein Teil Ihres geliebten Menschen weiterlebt. (…) Ich fühle mich verantwortlich für mein neues Herz und kann Ihnen versichern, dass ich gut darauf achte“.

Das hat Holger Niehs aus Schwerin aufgeschrieben. Der heute 55-jährige lebt mit einem Spenderherz, das ihm im Dezember 2017 im DHZB eingesetzt wurde. Seine Worte richten sich an die Angehörigen jenes verstorbenen Menschen, dessen Organspende ihm das Leben ermöglicht hat.

Nur weil der Brief seine Adressaten nie erreichen wird, können wir seinen Autor öffentlich nennen. Denn die Familie des Organspenders darf nichts über die Identität des Empfängers erfahren, auch nicht, in welchem Zentrum das Organ eingesetzt wurde. Dankesbriefe wie der von Holger Niehs müssen also immer anonym bleiben.  

Die Angehörigen des Spenders von Holger Niehs‘ Herz hatten einer längerfristigen Speicherung ihrer Kontaktdaten allerdings nicht zugestimmt und sind damit nicht mehr erreichbar.

Holger Niehs hat den Brief trotzdem geschrieben – einfach, um seiner Dankbarkeit Worte zu geben. Und er hat ihn auf unsere Bitte hin sogar vorgelesen – weil er andere Empfänger*innen von Spenderorganen ermuntern will, es ihm gleich zu tun.

Inzwischen sind die Bedingungen für die Weitergabe solcher Briefe im Transplantationsgesetz klar geregelt. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) – sie koordiniert und organisiert die Organspenden Verstorbener in Deutschland – ruft deshalb die Transplantationszentren dazu auf, ihre Patient*innen auf dieses Angebot aufmerksam zu machen.

Die DHZB-Transplantationskoordinatorinnen Yvonne Trogisch und Steffi Dietrich haben entsprechend nicht nur alle „frisch-transplantierten“ Patient*innen informiert, sondern auch alle Patient*innen der letzten Jahre. Seitdem bekommen sie regelmäßig Post, die sie an die DSO weiterleiten.

„Viele unserer Patient*innen sind auch nach Jahren noch sehr dankbar für die Möglichkeit, der Familie der Spenderin oder des Spenders ihren Dank und ihre Anteilnahme übermitteln zu können“, sagt Oberarzt PD Dr. Felix Schönrath, kardiologischer Leiter des Herztransplantationsprogramms am DHZB. Er betont aber auch, dass das Angebot der DSO die Empfänger*innen zu nichts verpflichtet.  

Auch für Heiko Dietrich aus Magdeburg war der Brief ein großes Bedürfnis, selbst wenn es ihn viel Zeit und Mühe gekostet hat, die richtigen, passenden Worte für seine Empfindungen zu finden, wie er zugibt: „Es war der wichtigste, aber auch der schwerste Brief meines Lebens“.

Dem heute 58-Jährigen musste nach mehreren schweren Herzinfarkten im November 2017 ein Kunstherz eingesetzt werden; als es Komplikationen mit dem System gab, wurde er für eine Transplantation gelistet. Trotz hoher Dringlichkeit hat es dann noch fast ein Jahr gedauert, bis es im Herbst 2020 endlich soweit war.

Auch nach der Transplantation mussten Heiko Dietrich und seine Ärzt*innen mehrere Rückschläge hinnehmen, bevor er jetzt endlich in die Reha entlassen werden konnte. Er hätte also durchaus auch Grund zur Klage. Doch davon ist in seinem Brief keine Rede, wie Heiko Dietrich verrät – wohl aber von neuer Zuversicht, von Lebensmut und Dankbarkeit.

40 Jahre lang hat Heiko Dietrich als Kaufmann gearbeitet. Er selbst wird es nach der Entlassung zwar ruhig angehen lassen. Doch seine beiden Söhne sind in seine Fußstapfen getreten, haben einen Restpostenmarkt eröffnet. Und Papa mit seinen exzellenten Kontakten ist schon in der Klinik wieder ziemlich aktiv dabei, sie zu unterstützen.

„Für mich ist Kaufmann ist eben nicht nur ein Beruf, sagt Heiko Dietrich – sondern eine Berufung.“

Wir danken Holger Niehs und Heiko Dietrich sehr herzlich für Ihre Mitwirkung. Und wünschen ihnen das Beste.

Weitere Informationen:

Der Flyer "Wie kann ich Danke sagen?"​​​ gibt für Transplantierte Hilfestellung und Antwort wichtige Fragen.

Seit September 2020 ging auch das von der DSO initiierte Portal www.dankesbriefe-organspende.de​ ging im September 2020 an den Start. Es ist ein virtueller Treffpunkt für Angehörige von Organspendern, Organempfänger, Wartelistenpatienten und alle, die sich mit den Themen Organspende und Transplantation befassen. Auch hier finden sich Informationen, wie Dankesbriefe übermittelt werden.​

Die nötigen ​Formulare zu Dankes- und E​rgebnisbriefen stehen hier zum Download bereit.

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