24.11.2022

„Herzmedizin muss innovativ bleiben“

In unserer Serie über Frauen in der Herzmedizin stellen wir heute Professor Dr. med. Ursula Rauch-Kröhnert vor, Oberärztin der Klinik für Kardiologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin auf dem Campus Benjamin Franklin in Steglitz.

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Es ist sicher kein Zufall, dass Ursula Rauch-Kröhnert neben ihrer Position als Personal-Oberärztin und allen anderen Aufgaben auch als Lehr- und Forschungsbeauftragte tätig ist – denn die Forschung spielte neben ihrer klinischen Karriere immer eine entscheidende Rolle in ihrem Leben:

Die gebürtige Rheinländerin studierte zunächst in Düsseldorf Medizin – eine Karriere als Organistin hatte sie zu dem Zeitpunkt bereits verworfen. Schnell entdeckte sie ihre Neigung zur Forschung und entschied sich für eine Doktorarbeit im Bereich Kardiologie, um in der entscheidenden Arbeitsgruppe experimentell und translational arbeiten zu können.

Nach einer Forschungstätigkeit im Diabetes-Forschungsinstitut ging Ursula Rauch-Kröhnert 1997 mit einem DFG-Stipendium nach New York, um im renommierten Mount Sinai Hospital zu arbeiten. Zwei Jahre später wurde sie Assistant Professor im Bereich Thrombose-Forschung der Mount Sinai School of Medicine.

Als Ursula Rauch-Kröhnert nach vier Jahren in New York wieder nach Deutschland zurückkehrte, folgte sie ihrem Doktorvater an die Freie Universität Berlin. In Steglitz arbeitete sie zunächst als Assistenzärztin, verfolgte aber weiterhin ihre Forschung. Seit 2003 konnte sie als Juniorprofessorin, seit 2006 mit einer W2-Professur zu den Themen Thrombose und Hämostase, speziell Blutgerinnung, publizieren. Ihre Arbeit ermöglichte nachhaltige Forschung bei viel klinischer Verantwortung, unter anderem auch als interventionell-tätige Kardiologin.

Zurzeit leitet Ursula Rauch-Kröhnert das Studienzentrum der Klinik und betreut mehrere klinische Studien zu antithrombotischen Therapiestrategien, die die Wirkung von verschiedenen neueren Medikamenten untersuchen. Die Erkenntnisse der letzten Jahre begeistern sie dabei: „Durch innovative Forschung und Entwicklung neuer medikamentöser und interventioneller Therapien in der kardiovaskulären Medizin gelingt es, Schritt für Schritt eine Verbesserung der Behandlung bei den Patientinnen und Patienten zu erreichen.“

Außerdem wirkt sie bei der Studie COVIDPREVENT mit, die bei COVID-19-Patient*innen untersucht, ob sich durch die Gabe eines Blutverdünners thrombotische Ereignisse wie Herzinfarkt, Lungenembolien oder Schlaganfall verringern lassen und damit mehr Patient*innen überleben können. Zusätzlich betreut Ursula Rauch-Kröhnert drei bis vier Doktorand*innen, darunter auch viele Biolog*innen, die ihre Doktorarbeit bei ihr schreiben – offensichtlich mit Erfolg, denn ihr erster Habilitant ist inzwischen ein sehr bekannter Vertreter der Ärztekammer Berlin.

Für das zukünftige DHZC – das Deutsche Herzzentrum der Charité – sieht sie große Chancen in der Zukunft der Herzmedizin: „Diese Konzentration von Kompetenzen und technologischen Möglichkeiten ist ein wirklich wichtiger Schritt, um international eine führende Rolle zu spielen. Die zunehmend minimalinvasiven Eingriffe fordern genauso wie immer komplexer werdende Bildgebungsverfahren eine spezialisierte Ausbildung, die wir dann auch weiterhin wirklich gut leisten können.“

Speziell für jüngere Kolleginnen und Kollegen wünscht sie sich, dass in Zukunft mehr Frauen in Führungspositionen vertreten sind. Dazu braucht es ihrer Meinung nach eine entsprechende Förderung und gleichzeitig ernstzunehmende Teilzeitangebote, so dass Karriere auch mit Familie und Kindern möglich ist. Ursula Rauch-Kröhnert plädiert: „Herzmedizin muss innovativ bleiben – allein deswegen sollten wir nicht-normativen und außergewöhnlichen Köpfen eine echte Chance geben.“ 

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