11.10.2022

„Herzmedizin muss immer im Team stattfinden“

In unserer Serie über Frauen in der Herzmedizin stellen wir heute Dr. Isabell Just vor.

Dr. Isabell Just ist seit 2013 am DHZB tätig – inzwischen als Fachärztin für Kardiologie und Innere Medizin in der Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie.

Ihre Begeisterung für die Herzmedizin entdeckt Isabell Just früh in dem kardiologischen Modul während ihres Medizinstudiums: „Die vielen unterschiedlichen Ebenen, auf denen das Herz unmittelbar darstellbar ist – elektrisch, akustisch, visuell in Echtzeit, mittels Biomarkern – das hat mich direkt fasziniert!“ Und es ermöglicht ihr eine Forschung zu den Themen schwere Herzinsuffizienz, Transplantation und Kunstherz mit klinischer Ausrichtung.

Die Entscheidung 2013 zunächst als Assistenzärztin zum DHZB zu kommen, fällt Isabell Just nach einem Studium in Göttingen und praktischen Jahr in Leipzig sehr leicht: Den Ausschlag geben der gute Ruf und das gebotene große fachliche Spektrum, aber nach einer Kindheit in Shanghai ist die Rückkehr in eine Großstadt für sie ein zusätzlicher Bonus.

Eines ihrer aktuellen Projekte am DHZB ist die CAV-Studie, in der sie eine wichtige langfristige Herzerkrankung nach einer Transplantation untersucht. Außerdem arbeitet Isabell Just eng mit der Kardiotechnik zusammen, um in einer anderen Forschungsarbeit das Auftreten von sogenannte „Pumpenthrombosen“ bei Patient*innen mit Kunstherz zu untersuchen. 2020 gründet sie eine Herzsportgruppe für Patient*innen mit Herzinsuffizienz und Kunstherzen. Eine der größten Herausforderungen dabei bleibt trotz ausgefeilten Ampelsystemen und „Timeboxing“ (einer Technik der Projektplanung) die Zeit: „Es wäre ideal, wenn jeder Tag noch fünf Stunden mehr hätte.“

Isabell Just wünscht sich außerdem, dass der beträchtliche Mangel an Spenderorganen in Deutschland noch einmal stärker ins Bewusstsein der Gesellschaft rückt – und dass eine Diskussion darüber nicht nur zur Widerspruchslösung, sondern auch zu einer kompletten Überarbeitung des Konzepts der deutschen Organspende führt.

Sehr wichtig ist ihr auch, dass die Sichtbarkeit von Frauen in ihrem Fach verbessert wird: „Wenn inzwischen mehr als die Hälfte der Medizinabsolvent*innen Frauen sind, muss sich das auch in der Herzmedizin widerspiegeln.“

Am besten erreichbar ist das ihrer Ansicht nach, wenn sowohl Ärztinnen als auch Ärzte weiblichen Nachwuchs gezielt fördern. Eine große Empfehlung von Isabell Just ist das Mentoring-Programm der Charité für Wissenschaftlerinnen, bei dem Mentorinnen und Nachwuchswissenschaftlerinnen in unterschiedlichen Stadien ihrer Karriere unabhängig von ihrer Fachrichtung zusammenkommen.

Besonders am Herzen liegt ihr außerdem der gute Teamgeist am DHZB, denn: „Herzmedizin muss immer im Team stattfinden, ohne Zusammenarbeit von Kardiolog*innen, Chirurg*innen, Technik, Pflegenden und Angehörigen geht es nicht.“

Wir bedanken uns sehr herzlich für das Interview und wünschen Dr. Isabell Just weiterhin viel Energie und Zeit für ihre spannenden Themen!

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