16.04.2023

Charles Griffith alias Karl-Heinz Kowalski

Die außergewöhnliche Lebensgeschichte des ersten TAVI-Patienten in Berlin

0

Am 16. April vor 15 Jahren wurde am heutigen DHZC die erste TAVI vorgenommen, der erste katheterbasierte Ersatz einer Aortenklappe.

Patient war der damals 82-jährige Charles Griffith.

Der ist - anders als sein Name vielleicht vermuten lässt - in Berlin-Moabit geboren und aufgewachsen. Doch mit 18 wird er in den Krieg eingezogen und schließlich britischer Kriegsgefangener. In England verliebt er sich und heiratet. Seine Frau bringt vier Kinder mit in die Ehe. Dass es nicht seine leiblichen sind, tut der tiefen Zuneigung (bis heute) keinen Abbruch.

Unmittelbar nach dem Krieg hat es eine Familie mit einem deutschen Ex-Soldaten als Familienvater nicht immer leicht. Der als Karl-Heinz Kowalski geborene junge Mann nimmt den Nachnamen seiner Frau und schließlich auch die britische Staatsbürgerschaft an.

Charles Griffith arbeitet sich vom einfachen Fabrikarbeiter zum Manager hoch, wird nicht nur wegen seiner Fleißes und seiner Zuverlässigkeit geachtet, sondern auch für seinen Humor, seine Zuversicht und Güte gemocht und geliebt.

„Ich glaube, mein Mann wollte den Menschen in Großbritannien damals zeigen, dass Deutsche auch anders sein können als das von ihnen selbst geschaffene Feindbild“: Das sagt Brigitte Griffith, seine zweite Ehefrau.

Denn nach dem Tod seiner (deutlich älteren) ersten Frau kehrt Charles Griffith nach Berlin zurück, trifft Brigitte, mit der seine Familie schon seit Jahren eine Brieffreundschaft unterhalten hatte. Daraus wird schließlich Liebe. Brigitte und Charles heiraten 2001. Und bleiben in Berlin.

2002 braucht Charles Griffith eine Bypass-OP, einige Jahre später diagnostizieren die Ärzt:innen eine Verengung der Aortenklappe. Der Zustand des Patienten verschlechtert sich rapide. Doch eine offene Herz-OP zum Ersatz der Klappe wäre zu riskant. So wird Charles Griffith mit seiner Zustimmung am Morgen des 16. April 2008 schließlich zum ersten TAVI-Patienten am DHZB.

Charles Griffith erholt sich schnell und nachhaltig.

Sieben „sehr glückliche Jahre“ habe Charles Griffith dank der TAVI noch erlebt, sagt seine Frau heute, mit großer Freude an ihrem gemeinsamen Leben, mit den Kindern, Enkeln und Urenkeln. Dafür lebt Brigitte Griffith bis heute in „großer Dankbarkeit“, wie sie sagt, in liebevoller Erinnerung an die Güte und den sprühenden Humor ihres Mannes, in Hochachtung vor seiner Tapferkeit und seinem tiefen christlichen Glauben.

Noch seinen 90sten Geburtstag hat Charles Griffith fröhlich im Kreis von Familie und Freuden erlebt. Kurz darauf ließen seine Kräfte nach. Am 17. Dezember 2015 ist Charles Griffith friedlich eingeschlafen – als bis zuletzt britischer Staatsbürger, in seiner nie vergessenen Heimatstadt Berlin.

Wir danken Brigitte Griffith sehr herzlich, dass wir die Geschichte ihres Mannes hier erzählen dürfen, wenn auch nur in Kürze. Denn wir schreiben oft von „Fallzahlen“, von Forschungserfolgen oder von technischer Innovation. Doch am Ende geht es immer um Menschen. Und ihre Geschichte.

zurück