30.04.2019

Schonend und risikoarm

Das Deutsche Herzzentrum Berlin ist die erste Klinik in Ostdeutschland, die eine neuartige Gefäßstütze zur Behandlung lebensbedrohlicher Aneurysmen im Artenbogen ohne offene Operation am Herzen eingesetzt hat.

Dr. Semih Buz, Oberarzt in der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie

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Als Aortenaneurysma wird eine Aussackung (Aneurysma) der Hauptschlagader (Aorta) bezeichnet. Bei fortgeschrittenem Aneurysma droht ein plötzlicher Einriss (Ruptur), der meist tödlich verläuft. 

Der betroffene Abschnitt der Aorta muss deshalb entweder offen-chirurgisch durch eine Gefäßprothese ersetzt oder minimalinvasiv durch eine röhrenförmige Gefäßstütze, einen Stent, verstärkt und gleichsam „abgedichtet“ werden. Solche Stents können ohne offene Operation am Herzen über einen Katheter von der Leiste aus über die Blutgefäße eingesetzt werden. Die sogenannte „Endovaskuläre Therapie“ (TEVAR, EVAR) der Aortenerkrankungen wird seit über 18 Jahren am Deutschen Herzzentrum Berlin durchgeführt.

Am sogenannten Aortenbogen zweigen allerdings die Gefäße zur Blutversorgung des Gehirns – die Carotiden –  von der Hauptschlagader ab. Ein Stent an dieser Stelle würde diese Abzweigungen verschließen und damit die Blutversorgung des Gehirns unterbrechen. 

Bei einem fortgeschrittenen Aneurysma am Aortenbogen war eine aufwändige Operation am offenen Herzen unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine bei gleichzeitiger Kühlung des gesamten Organismus auf 28 Grad Celsius bislang die Standardbehandlung. 

In den USA wurde nun allerdings ein spezieller Stent entwickelt, der über die Leistengefäße im Aortenbogen implantiert werden kann und über Abzweigungen zu den Carotiden verfügt.

Sobald der Stent über den Draht an der exakt richtigen Stelle im Bogen abgesetzt wurde, schiebt der Chirurg über Punktionen am Hals des Patienten spezielle Verbindungsstücke bis in diese Abzweigungen. Sie weiten sich dort auf und schließen somit dicht ab. Der Stent in der Aorta ist mit den Arterien zum Gehirn damit sicher verbunden.  

Das Deutsche Herzzentrum Berlin ist eine der ersten Kliniken in Deutschland und die einzige Klinik in Ostdeutschland, die den „Relay Double Branch Stent-Graft“ bisher eingesetzt hat. Bereits im August 2018 implantierte Herz- und Gefäßchirurg Dr. Semih Buz, Oberarzt am DHZB, die Gefäßstütze einem 75-jährigen Patienten aus Berlin. 

„Der Stent und das Verfahren wurden vor der Zulassung selbstverständlich umfangreich geprüft und sind entsprechend sicher“, betont Dr. Buz: „Dennoch können bei der Implantation in der Hauptschlagader seltene Komplikationen auftreten, die einen schnellen chirurgischen Eingriff nötig machen. Das Verfahren sollte deshalb nur in Zentren vorgenommen werden, die über entsprechend erfahrene Teams und eine langjährige Expertise verfügen.“

Die Klinik für Herz-, Thorax und Gefäßchirurgie am Deutschen Herzzentrum Berlin zählt zu den bundesweit führenden Abteilungen zur Behandlung aller Arten von Erkrankungen der Aorta wie Aortenaneurysmen oder Aortendissektionen: 2018 wurden an der Klinik über 620 offen-chirurgische oder katheterbasierte Eingriffe an der Hauptschlagader vorgenommen, darunter auch Fälle mit hoher Komplexität, die an anderen Zentren nicht operiert werden konnten. Die Behandlungsqualität ist nachweisbar überdurchschnittlich. 

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