09.03.2020

Gezielte Förderung

DHZB-Physiotherapeutin Nadja Voit wurde nach mehrmonatiger Ausbildung als Kinder-Bobath-Therapeutin zertifiziert.

Therapiearbeit vor dem Spiegel: Nadja Voit und Patientin Elena

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Das Bobath-Konzept zur Behandlung von Menschen mit neurologischen Erkrankungen wurde in den 40er Jahren von der deutschen Physiotherapeutin Berta Bobath und ihrem Mann entwickelt. Es beruht auf dem Wissen, dass sich das Gehirn nach einer Krankheit oder Verletzung umorganisieren kann, dass also gesunde Hirnregionen die zuvor von erkrankten Bereichen ausgeführten Aufgaben übernehmen können. Entsprechend können Patienten durch gezielte Übungen verlorene motorische Fähigkeiten wiedererlangen.

Wer als Bobath-Therapeutin oder -Therapeut zertifiziert werden will, muss nicht nur die praktischen Analyse- und Anwendungsschritte erlernen, sondern sich auch intensiv mit den neurologischen, psychologischen, orthopädischen und pädagogischen Grundlagen befassen.  

Die Ausbildung ist entsprechend umfassend: Fünf jeweils 10-tägige Theorieblöcke sowie fünf Praktika in Schulen, Physiotherapiepraxen und Integrations-Kindergärten musste Nadja Voit für das Zertifikat absolvieren. Dazu kam jede Menge Lektüre zu Hause. Für die Hälfte der Ausbildung konnte die Physiotherapeutin freigestellt werden, die Kosten wurden vom DHZB komplett übernommen.

Nadja Voit gehört seit 2013 zum Physiotherapeuten-Team am DHZB. Sie hat ihre Ausbildung bereits 2006 absolviert und sich seitdem im Rahmen mehrerer Fortbildungen auf die Therapie von Kindern spezialisiert. Auch ihre neuen Fähigkeiten werden Kindern zugutekommen, deren Gehirn aufgrund von Herzfehlern Schaden genommen hat, etwa weil sie zu Hause einen Herzstillstand erlitten hatten und reanimiert werden mussten.
Auch das Gehirn der zweijährigen Elena hat Schaden erlitten: Sie wurde im Dezember 2018 als Notfall aus Düsseldorf ins Deutsche Herzzentrum Berlin verlegt, mit einer akut lebensbedrohlichen Herzschwäche, die vor Ort nicht mehr therapiert werden konnte.
Seit über einem Jahr steht Elena auf der Warteliste für eine Herztransplantation, angeschlossen an eine künstliche Herzpumpe. Nadja Voit hat sie von Anfang an physiotherapeutisch betreut, Elena wurde auch ihre „Befundpatientin“, deren Behandlung und Fortschritte die angehende Bobath-Therapeutin für ihre Ausbildung dokumentierte.

Drei- bis fünfmal pro Woche arbeiten die beiden intensiv miteinander, meistens vor dem Spiegel: Elena soll sich selbst wahrnehmen, die Therapeutin kann die Haltung ihrer Patientin besser kontrollieren. Elena hat in den letzten Monaten zwar große Fortschritte gemacht, bleibt aber entwicklungsverzögert. Wie gut sich ihr Gehirn in den nächsten Jahren weiter erholen wird, kann niemand voraussagen. Mit ihrer gezielten Therapie will Nadja Voit aber dazu beitragen, dass ihre kleine Patientin die bestmöglichen Chancen bekommt.

 

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