22.12.2022

„Frauen müssen forschen – und dabei besser unterstützt werden!“

In unserer Serie über Frauen in der Herzmedizin stellen wir PD Dr. med. Felicitas Escher vor. Die habilitierte Oberärztin in der Kardiologie leitet alle Hochschulambulanzen und kardiologischen Funktionsbereiche an der Charité-Kardiologie in Wedding.

Privatdozentin Dr. med. Felicitas Escher

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Klinische Arbeit, Lehre und Forschung besser integrieren – das wünscht sich Privatdozentin Dr. med. Felicitas Escher für die Zukunft der Herzmedizin. „Die Forschung muss endlich aus dem Feierabendbereich gelöst und stärker gefördert werden“, fordert sie. „Davon würden gerade Frauen für ihre Karriereplanung enorm profitieren!“

Die habilitierte Oberärztin in der Kardiologie leitet alle Hochschulambulanzen und kardiologischen Funktionsbereiche an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie der Charité am Campus Virchow-Klinikum sowie die Herzinsuffizienzambulanz im Rahmen des überregionalen „Heart Failure Unit“-Zentrums.

Ihre Laufbahn an der Charité startete sie bereits vor mehr als 25 Jahren mit dem Studium: Die gebürtige Berlinerin studierte Humanmedizin an der Freien Universität Berlin, der Charité und der Universität Zürich. 2005 promovierte sie an der Charité und arbeitete anschließend zehn Jahre lang als Ärztin an der Medizinischen Klinik für Kardiologie am Charité Campus Benjamin Franklin in Steglitz. In dieser Zeit hat sie alle kardiologischen Stationen an der Klinik durchlaufen und ihre Prüfungen als Fachärztin für Innere Medizin (2012) und Kardiologie (2014) erfolgreich absolviert.

Im Jahr 2015 wechselte Felicitas Escher als Oberärztin an die Medizinische Klinik für Kardiologie am Charité Campus Virchow-Klinikum in Wedding. Seit 2018 leitet sie dort die Hochschulambulanzen, kardiologischen Funktionsbereiche und die privatärztliche Versorgung. „Zwischen 13 Männern bin ich die einzige Oberärztin an der Klinik“, sagt sie.

Damit sich dieses Ungleichgewicht in Zukunft ändern kann, unterstützt sie junge Wissenschaftlerinnen bei der Karriereplanung. „Es mangelt Frauen nicht an Motivation – man muss ihnen aber Perspektiven aufzeigen“, findet Felicitas Escher. Sie rät allen Herzmedizinerinnen, sich zu Beginn ihrer Karriere klare Ziele zu setzen: „Was will ich erreichen? Was motiviert mich, was ist mir wichtig?“

Ihr Tipp: „Die Verbindung aus Klinik und Forschung an einer Universitätsklinik ist der Schlüssel, um beruflich Erfolg zu haben – das gilt besonders für Frauen!“ Nur das klinische Arbeiten allein würde oft nicht reichen, um eine Leitungsfunktion zu bekommen. „Durch vertraglich fest vereinbarte Zeiten – etwa Freistellungen – für die eigene Forschungstätigkeit hätten Wissenschaftlerinnen mehr Zeit für ihre Forschung.“ Hier wünscht sie sich von Anfang an neue Strukturideen für das zukünftige Deutsche Herzzentrum der Charité (DHZC).

Felicitas Escher selbst widmet sich in ihrer Forschung vor allem den Themen Herzinsuffizienz, Kardiomyopathien und Myokarditis. Ziel ihrer Arbeiten ist es, die Diagnostik und Therapie von Herzmuskelerkrankungen durch innovative und passgenaue Behandlungsmethoden zu verbessern.

Zahlreiche hochrangige wissenschaftliche Publikationen hat die habilitierte Oberärztin schon veröffentlicht. Sie leitet verschiedene Kooperationsstudien und Forschungsprojekte, unter anderem mit dem Robert Koch-Institut. Außerdem ist sie Lehrbeauftragte für Kardiologie am Campus Virchow-Klinikum, hat zahlreiche Zusatzqualifikationen erworben und berät ein diagnostisches Labor zur Feingewebeauswertung.

Wie sie das alles schafft? „Freizeit kommt für mich zu kurz, das ist klar“, gibt sie zu. „Doch die Mischung aus Organisation, Kooperationen und Netzwerkarbeit, Forschung und viel Patient*innenkontakt treibt mich jeden Tag aufs Neue an!“ Für sie persönlich wichtig ist außerdem „ein gutes Arbeitsklima und ein offenes Miteinander statt reine Ellbogen-Mentalität“.

Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch und wünschen PD Dr. Felicitas Escher weiterhin viel Energie und Erfolg für ihre vielfältigen Aufgaben!

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