29.09.2022

Beherzt gehandelt

Kilian Herzog (22) aus Brandenburg hat seinen Vater (52) reanimiert. Mit großem Erfolg. Unsere Geschichte zum Weltherztag.

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Heute, am Weltherztag, wollen wir eine ganz besondere Geschichte erzählen, eine Geschichte, die ans Herz geht, aber die wir uns in mancherlei Hinsicht auch zu Herzen nehmen können. Es ist die Geschichte von Enrico Herzog (heute 52) und seinem Sohn Kilian (22) aus Brandenburg an der Havel.
 
Seit der Trennung der Eltern im Jahr 2011 lebt Kilian überwiegend bei seinem Vater. Über die Jahre wird aus den beiden ein eingeschworenes Gespann.
 
Vielleicht erklärt das ein bisschen, was am Abend des 12. Novembers 2021 passiert. Es ist Freitagabend, Kilian ist auf einer Feier, Papa Enrico ist allein zu Hause. Es gibt keine Vorerkrankungen, keine Warnzeichen – dennoch überfällt Kilian an diesem Abend plötzlich ein komisches Gefühl. Er verabschiedet sich kurz nach 21 Uhr von seinen erstaunten Gastgebern und nimmt den Bus nach Hause, wo sein Vater in der Badewanne liegt.
 
Tatsächlich geht es Enrico nicht gut, er wechselt aufs Sofa, sein Sohn setzt sich zu ihm. Dann wird Enrico Herzog bewusstlos. Kilian hat erst wenige Wochen zuvor einen Wiederbelebungs-Kurs gemacht. Ohne Zögern ruft er den Rettungsdienst, reißt die Jacke des Vaters auf und reanimiert.
 
Panik, Sorge um seinen Vater? – „Ich habe einfach nur funktioniert“, sagt Kilian heute. Etwa zehn Minuten später sind Notarzt und Rettungsassistenten zur Stelle.
 
Im Klinikum von Brandenburg an der Havel diagnostizieren die Ärzt*innen einen schweren Herzinfarkt. Enrico Herzogs Chancen stehen nicht gut. Doch das Brandenburger Team reagiert sofort, es beseitigt die Engstellen in den Herzkranzgefäßen und implantiert schließlich eine schlauchförmige Mikropumpe im Herz, zur Entlastung des schwer geschädigten Herzens. Trotz dieser lebensrettenden Maßnahmen bleibt Enrico Herzogs Zustand kritisch.
 
Am nächsten Tag wird er deshalb ins DHZB geflogen und sofort in den OP gebracht. Ein Team um Oberarzt PD Dr. Axel Unbehaun implantiert Enrico Herzog eine ECMO, also einen mechanischen Ersatz der Herz-Lungen Funktion. Dann wird der Patient auf die Intensivstation verlegt.
 
Die erste bewusste Erinnerung Enrico Herzogs sind mehrere Ärzte in weißen Kitteln, die sich lächelnd über ihn beugen „ich habe gedacht, ich bin im Himmel“, erinnert sich Enrico. Doch der Patient hat überlebt – und erholt sich gut. Die ECMO kann entnommen werden, noch vor Weihnachten wird Enrico Herzog entlassen.
 
Im Februar nimmt er seine Arbeit als Taxifahrer wieder auf, fühlt sich inzwischen wieder „wie 30“.
 
Vater und Sohn haben die Erlebnisse vom November noch enger zusammengeschweißt. Beide sind sich bewusst: Hätte Kilian nicht diese unerklärliche Vorahnung gehabt, hätte er nur einen Bus später genommen oder keine Reanimations-Training gehabt – dann wäre er jetzt wohl ohne Vater auf der Welt.
 
Entsprechend haben die beiden zwei wichtige Botschaften zum Weltherztag: Seid als Familien froh, dass Ihr einander habt. Und lernt Reanimation – es lohnt sich.

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