„Magnet4Europe“ ist eine internationalen Interventionsstudie zur Um- und Ausgestaltung des Arbeitsumfelds im Krankenhaus, basierend auf den in den USA entwickelten „Magnet-Prinzipien“. 60 Kliniken aus sechs europäischen Ländern nehmen teil. Magnet4Europe wird von fünf renommierten internationalen Universitäten geleitet, für Deutschland zuständig ist die TU-Berlin.

Das Konzept der „Magnetkrankenhäuser“ wurde in den 80er Jahren in den USA entwickelt. Damals prägten pflgerische Fachkräftemangel, unzureichende Versorgungsstrukturen und unzufriedene Mitarbeitende die US-amerikanische Krankenhauslandschaft, ähnlich wie heute in Deutschland.

Einige Kliniken wiesen aber sowohl eine herausragende Patient*innenversorgung als auch ausreichend Mitarbeiter*innen in der Pflege auf, mit geringen Kündigungsraten und einer hohen Zufriedenheit des Personals.

In einer Studie der ANA (Academy of Nursing, America) wurden die Stärken dieser Kliniken analysiert. Dabei wurden fünf Schlüsselprinzipien identifiziert, die ein Krankenhaus zu einem erstklassigen Krankenversorger wie auch Arbeitgeber – und damit „magnetisch“ machen: Konsequente Messung des empirischen Outcomes,  transformationale Führung, exemplarisch professionelle Praxis, strukturelles Empowerment sowie Innovation, Neues Wissen und Forschung.

In der Folge wurden ein Konzept zur Anwendung dieser Prinzipien und ein Akkreditierungsverfahren durch das American Nurses Credentialing Center (ANCC) als Zertifizierungsstelle für Krankenpflege entwickelt.

1994 wurde die erste Klinik in den USA nach diesem Verfahren zertifiziert. Inzwischen gibt es weltweit mehr als 540 Kliniken mit Magnet-Status, überwiegend in den USA und Australien. In Europa sind bislang erst zwei Kliniken als Magnetkrankenhaus anerkannt.

Die Magnetprinzipien stellen die Versorgungsqualität, also das Outcome der Patient*innen sowie die Kultur der Klinik in den Mittelpunkt – erreicht durch respektvolle interprofessionelle Zusammenarbeit, flachen Hierarchien und mit dem Fokus auf die Gesundheit und persönliche Entwicklung und Bildung aller Mitarbeitenden. 

Zahlreiche US-amerikanischen Studien der letzten Jahre belegen, dass die Zusammenarbeit von Ärzt*innen und Pflegenden in Magnethäusern im Vergleich zu Non-Magnethäusern als deutlich besser wahrgenommen wird. Zudem zeigte sich eine um bis zu fünf Prozent niedrigere 30-Tage-Sterblichkeit bei Magnet-Krankenhäusern im Vergleich zu „non-Magnet“-Kliniken.

Die Auswirkungen sind auch unter den Mitarbeitenden dokumentiert. So ist die Burn-Out Rate um 7% niedriger und die Wechselwilligkeit um bis zu 40 % niedriger als in „Non-Magnet“-Kliniken.

Auch das DHZB soll nun magnetisch werden: Durch die Teilnahme an Magnet4Europe,  können wir diese Vision mit erfahrenen Partnern real werden lassen.

Denn zum Aufbau der Studie gehört das Prinzip, dass eine bereits „Magnet“-zertifizierte US-Klinik einen europäischen „Zwilling“ eng auf dessen eigenen Weg zur Magnet-Auszeichnung begleitet.

Unser „Zwillingskrankenhaus“ ist seit Oktober 2020 das Northwestern Medicine Delnor Hospital in Geneva, Illinois (bei Chicago).  Die Klinik ist nicht nur seit bereits über 20 Jahren Magnet-zertifiziert, sondern war während des Bewerbungsprozesses selbst fusioniert worden und hilft uns seither, Magnet auf dem Weg zum DHZC erfolgreich umsetzen zu können.

Im Oktober 2020 starteten wir mit der ersten sogenannten „GAP-Analyse“ zur Einschätzung des Ist-Zustands auf dem Weg zum Magnet-Krankenhaus.

 

Wir schlossen diese Analyse als eine der 5 besten unter den 60 teilnehmenden Kliniken ab. Als einzige Klinik wurden wir eingeladen, bei einer internationalen Veranstaltungen mit rund 500 Kliniken über unsere ersten „Magnet-Erfahrungen“ zu berichten.

Durch die GAP-Analyse wurde uns das Ziel der gesamten Initiative noch einmal klar vor Augen geführt: Eine exzellente Patientenversorgung durch enge Zusammenarbeit der medizinischen Berufsgruppen, innovative Ideen, sichere Arbeitsbedingungen und eine gute Personalausstattung. Die dazu nötigen Schritte legen wir nun in einem auf drei Jahre angelegten Plan konkret fest.  Dazu gehören beispielsweise die Entwicklung eines Bildungskonzeptes für Pflegende, risikoadjustierte Personalplanung, Implementierung von gemeinsamer, multiprofessioneller und hierarchieübergreifender Entscheidungsfindung, Etablierung eines Qualitätsdashboards, sowie der Aufbau von entsprechenden Projektteams.

 

Nun geht es darum, Magnet (nicht nur) für alle Pflegenden  greifbar zu machen, die dahinterstehende Kultur zu etablieren und die Benefits des Systems zu erkennen. Eine spannende Reise hat begonnen!