Magnetisch anziehend!

Das DHZC will magnetisch werden – und das sozusagen mit Brief und Siegel!

Was das bedeutet, erklärt unser Video in genau 2 Minuten und 55 Sekunden.

Was ist eine Magnet-Klinik?

Das Konzept der „Magnet-Kliniken“ wurde in den 80er Jahren in den USA entwickelt. Denn Pflege-Fachkräftemangel, unzufriedenes Personal und schlechte Versorgungsqualität waren eher die Regel als die Ausnahme.

Aber eben nicht überall: Einige Kliniken hatten sowohl zufriedenes Personal als auch gut versorgte Patient:innen. In einer Studie der „Academy of Nursing, America“ wurden die Stärken dieser Kliniken analysiert und ein Konzept zur Anwendung dieser Prinzipien und ein Zertifikat für dessen erfolgreiche Umsetzung entwickelt.

60 Kliniken aus sechs europäischen Ländern nehmen jetzt an „Magnet4Europe“ teil: Einer Studie zur Umsetzung des Magnet-Konzepts auch in Europa. Es basiert auf 5 Prinzipien, deren – manchmal etwas kryptische – Bezeichnung wir verständlich machen wollen. Denn letztendlich sind die Ziele des Magnet-Konzepts ja ebenso einfach verständlich wie einleuchtend: Hohe Versorgungsqualität, ermöglicht durch eine Kultur des Respekts und der Wertschätzung, der flachen Hierarchien und der Interprofessionalität, der Innovationsfreude und der messbaren Fortschritte! Ganz klar: Das wird ein langer Weg. Aber wir müssen und werden ihn gemeinsam gehen.

#Magneterleben – Mikro-Positionierung

„Kleine Veränderung mit großer Wirkung“ – das war das Grundmotiv einer Schulung, die die beiden Pflegenden Nelly Hoffmann und Christian Kammerer am DHZC zum Thema „Mikro-Positionierung“ organisiert haben.

Denn eine wechselnde Positionierung von Patientinnen und Patienten ist ein zentrales Mittel gegen einen Dekubitus, also das Wundliegen. Eine Mikro-Positionierung mit nur sehr geringen Veränderungen kommt vor allem bei Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation zum Einsatz, die noch nicht mobilisiert werden können oder gesundheitlich instabil sind.

„Für uns war es besonders wichtig, Hemmungen oder Ängste gegenüber der Bewegung von Intensivpatientinnen und -patienten abzubauen und durch eine Auffrischung des vorhandenen Wissens noch mehr Sicherheit in der Praxis zu schaffen“, sagt Nelly Hoffmann. Bei der durch zwei Charité-Kolleg:innen geleiteten Schulung waren die Teilnehmer:innen auch einmal selbst in der Position von Patient:innen und konnten durch zunächst bewegungsloses Liegen auf drei verschiedenen Matratzensystemen ihre potentiell kritischen „Auflagepunkte“ spüren.

Mit kleinsten Bewegungen – leichtem Zug, Druck oder Ausstreichen des Lakens unter dem Körper – und Nutzung der Decke für die Ablage von verschiedenen Körperteilen sorgten ihre Kolleg:innen dann für Entlastung. „Für mich war es sehr beeindruckend selbst direkt zu erleben, wie kleine Handgriffe eine Veränderung des Körpergefühls auslösen“, sagt Christian Kammerer.

Nelly Hoffmann und Christian Kammerer gehören zum großen Team, dass das DHZC aktiv auf seinem Weg zur „Magnetklinik“ begleitet. Das aus den USA kommende Konzept stellt u.a. Prinzipien heraus, die Kliniken „magnetisch“ für Mitarbeiter:innen und Patient:innen machen – dazu gehört auch eine exemplarisch professionelle Praxis. Im Rahmen des Magnetprozesses hat sich das Team gefragt, welche immer wieder auftretenden Herausforderungen im Klinikalltag durch die Pflege selbst beeinflusst werden können. 

Die durchweg positiven Rückmeldungen der Kolleg:innen freuen die beiden nun und motivieren zu weiteren Projekten – aber auch zu einer baldigen Wiederholung der Schulung für alle Kolleg:innen, die noch keine Gelegenheit hatten, ihr Wissen zur Mikropositionierung aufzufrischen.

#Magneterleben – Mentoring-Programm am DHZC

Unterstützen, Weiterentwickeln, Austauschen

Heute stellen wir Herzchirurgin Dr. med. Pia Lanmüller und Assistenzärztin Anna Stegmann vor, die als „Mentoring-Paar“ seit diesem Sommer zusammenarbeiten. Unser Bild zeigt sie bei einem ihrer ersten Treffen Mitte des Jahres.

Nach ihrem in Marburg abgeschlossenen Medizinstudium kam Anna Stegmann 2021 als Assistenzärztin für die Weiterbildung Herzchirurgie an die Charité. Im August 2023 bewarb sie sich beim Mentoring-Programm des Deutschen Herzzentrums der Charité; wichtig war ihr neben Erfahrungs- und Wissensaustausch der Fokus auf wissenschaftliche Arbeit.

Mit Pia Lanmüller, die ihre Facharztweiterbildung für Herzchirurgie in diesem Jahr am DHZC abgeschlossen hat, hat sie eine Mentorin gefunden, die ihre Begeisterung für das Fachgebiet teilt.

Zusammen arbeiten sie nun an einem Forschungsprojekt über geschlechtsspezifische Unterschiede bei Patient:innen mit mechanischer Kreislaufunterstützung und haben bereits eine Publikation über eine DHZC-Patientin zur wissenschaftlichen Begutachtung eingereicht.

Der erste Schritt für diese Fallvorstellung war für Anna Stegmann die intensive Recherche auf diesem Gebiet – mit wertvoller Unterstützung, wie sie findet: „Eine Bezugsperson für die wissenschaftliche Arbeit zu haben, gibt viel Stabilität, motiviert und lässt mich Entscheidungen leichter treffen.“

Auch Pia Lanmüller zieht ein sehr positives Zwischenfazit: „Es macht Spaß, Wissen weiterzugeben, gemeinsam etwas zu erreichen und sich durch die Rolle als Mentorin persönlich weiterzuentwickeln.“

Um gerade auch in der wissenschaftlichen Zusammenarbeit gute Ergebnisse zu erreichen, haben die beiden am Beginn des kollegialen Coachings eine Zusammenarbeit von mindestens zwei Jahren festgelegt. Im Laufe dieser Zeit tauschen die beiden sich regelmäßig per E-Mail aus und treffen sich alle zwei Monate für ein persönliches ausführliches Gespräch.

Beide sind sich sicher, dass sie auch weiterhin noch viele Herausforderungen gemeinsam angehen können: Neben der Fortführung der gemeinsamen Forschungsarbeit hat Anna Stegmann ihre nächsten Ziele schon fest im Blick - den Abschluss ihrer Promotion und die Absolvierung der Intensivrotation.

Wir danken den beiden für den Einblick in das Mentoring-Programm am DHZC und wünschen ihnen natürlich viel Erfolg beim Erreichen ihrer Vorhaben!

Was bisher geschah – der lange, aber lohnende Weg zur Magnet-Klinik

Juli 2020: Der Weg beginnt

„Magnet4Europe“ ist eine internationalen Interventionsstudie zur Um- und Ausgestaltung des Arbeitsumfelds im Krankenhaus, basierend auf den in den USA entwickelten „Magnet-Prinzipien“. Das damalige DHZB, jetzt DHZC wurde im Juli 2020 für die Teilnahme ausgewählt. Insgesamt 60 Kliniken aus sechs europäischen Ländern nehmen an der Studie teil. Magnet4Europe wird von fünf renommierten internationalen Universitäten geleitet, für Deutschland zuständig ist die TU-Berlin.

80er Jahre: Der Ursprung des Konzepts

Das Konzept der „Magnet-Kliniken“ wurde in den 80er Jahren in den USA entwickelt. Damals prägten pflegerischer Fachkräftemangel, unzureichende Versorgungsstrukturen und unzufriedene Mitarbeitende die US-amerikanische Krankenhauslandschaft, ähnlich wie heute in Deutschland.

Einige Kliniken wiesen aber sowohl eine herausragende Patient:innenversorgung als auch ausreichend Mitarbeiter:innen in der Pflege auf, mit geringen Kündigungsraten und einer hohen Zufriedenheit des Personals.

In einer Studie der ANA (Academy of Nursing, America) wurden die Stärken dieser Kliniken analysiert. Dabei wurden fünf Schlüsselprinzipien identifiziert, die ein Krankenhaus zu einem erstklassigen Krankenversorger wie auch Arbeitgeber – und damit „magnetisch“ machen: Konsequente Messung des empirischen Outcomes, transformationale Führung, exemplarisch professionelle Praxis, strukturelles Empowerment sowie Innovation, Neues Wissen und Forschung.

In der Folge wurden ein Konzept zur Anwendung dieser Prinzipien und ein Akkreditierungsverfahren durch das American Nurses Credentialing Center (ANCC) als Zertifizierungsstelle für Krankenpflege entwickelt.

1994: Die erste zertifizierte Klinik in den USA

1994 wurde die erste Klinik in den USA nach diesem Verfahren zertifiziert. Inzwischen gibt es weltweit mehr als 540 Kliniken mit Magnet-Status, überwiegend in den USA und Australien. In Europa sind bislang erst zwei Kliniken als Magnet-Kliniken anerkannt.

Die Magnetprinzipien stellen die Versorgungsqualität, also das Outcome der Patient:innen sowie die Kultur der Klinik in den Mittelpunkt – erreicht durch respektvolle interprofessionelle Zusammenarbeit, flachen Hierarchien und mit dem Fokus auf die Gesundheit und persönliche Entwicklung und Bildung aller Mitarbeitenden. 

Zahlreiche US-amerikanischen Studien der letzten Jahre belegen, dass die Zusammenarbeit von Ärzt:innen und Pflegenden in Magnethäusern im Vergleich zu Non-Magnethäusern als deutlich besser wahrgenommen wird. Zudem zeigte sich eine um bis zu fünf Prozent niedrigere 30-Tage-Sterblichkeit bei Magnet-Kliniken im Vergleich zu „non-Magnet“-Kliniken.

Die Auswirkungen sind auch unter den Mitarbeitenden dokumentiert. So ist die Burn-Out Rate um 7% niedriger und die Wechselwilligkeit um bis zu 40 % niedriger als in „Non-Magnet“-Kliniken.

Auch das DHZC soll magnetisch werden: Durch die Teilnahme an Magnet4Europe können wir diese Vision mit erfahrenen Partner:innen real werden lassen.

Unser „Zwilling“ seit Oktober 2020

Denn zum Aufbau der Studie gehört das Prinzip, dass eine bereits „Magnet“-zertifizierte US-Klinik einen europäischen „Zwilling“ eng auf dessen eigenen Weg zur Magnet-Auszeichnung begleitet.

Unser „Zwillingskrankenhaus“ ist seit Oktober 2020 das Northwestern Medicine Delnor Hospital in Geneva, Illinois (bei Chicago).  Die Klinik ist nicht nur seit bereits über 20 Jahren Magnet-zertifiziert, sondern war während des Bewerbungsprozesses selbst fusioniert worden und hilft uns seither, Magnet auf dem Weg zum DHZC erfolgreich umsetzen zu können.

Im Oktober 2020 starteten wir mit der ersten sogenannten „GAP-Analyse“ zur Einschätzung des Ist-Zustands auf dem Weg zum Magnet-Krankenhaus.

Wir schlossen diese Analyse als eine der 5 besten unter den 60 teilnehmenden Kliniken ab. Als einzige Klinik wurden wir eingeladen, bei einer internationalen Veranstaltung mit rund 500 Kliniken über unsere ersten „Magnet-Erfahrungen“ zu berichten.

Durch die GAP-Analyse wurde uns das Ziel der gesamten Initiative noch einmal klar vor Augen geführt: Eine exzellente Patientenversorgung durch enge Zusammenarbeit der medizinischen Berufsgruppen, innovative Ideen, sichere Arbeitsbedingungen und eine gute Personalausstattung. Die dazu nötigen Schritte legen wir nun in einem auf drei Jahre angelegten Plan konkret fest.  Dazu gehören beispielsweise die Entwicklung eines Bildungskonzeptes für Pflegende, risikoadjustierte Personalplanung, Implementierung von gemeinsamer, multiprofessioneller und hierarchieübergreifender Entscheidungsfindung, Etablierung eines Qualitätsdashboards, sowie der Aufbau von entsprechenden Projektteams.

Nun geht es weiter darum, Magnet (nicht nur) für alle Pflegenden greifbar zu machen, die dahinterstehende Kultur zu etablieren und die Benefits des Systems zu erkennen. Eine spannende Reise geht weiter!