Hintergrund

Der Begriff Organallokation steht für den Prozess der Zuteilung verfügbarer Organe auf die möglichen Empfänger nach Maßgabe bestimmter Kriterien. Wenn für ein Spenderorgan mehrere medizinisch kompatible Empfänger in Frage kommen, dann sieht das deutsche Transplantationsgesetz vor, dass die Vermittlung "nach Erfolgsaussicht und Dringlichkeit" einer Organübertragung erfolgen muss (§ 12 TPG). Ferner gilt der Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes.

Die Organallokation für die Herztransplantation ist ein sehr kompliziertes Verfahren. Das Kriterium der Erfolgsaussicht wird anhand unterschiedlicher Rechenmodelle bewertet, die eine Vorhersage bezüglich der Überlebenszeit nach einer Transplantation zu treffen versuchen.

Keines dieser Modelle wurde aber bisher langfristig anhand der Daten einer großen homogenen und europäischen Patientengruppe („Kohorte“) langfristig überprüft und bewertet.

Das Projekt

Diese Validierung wollten wir vornehmen. Hierzu erfolgte eine strukturierte Auswertung des Langzeitüberlebens (über 20 Jahre) anhand der Patientendaten des DHZC, eine der größten Kohorte herztransplantierter Patienten Europas innerhalb eines Zentrums.

Dieses Projekt erscheint uns als besonders wichtig, da das Allokationssystem innerhalb des Eurotransplant-Verbundes von einem lediglich zweistufigen System („high urgent“ / „hochdringlich“ sowie „transplantable“/ „transplantabel“) auf ein differenzierteres Punktesystem umgestellt werden soll. Ein ähnliches System wird bereits zur Organallokation bei der Lungentransplantation angewandt.

Anhand verschiedener Faktoren des Spenders und des Empfängers vor einer Herztransplantation möchten wir so noch genauer voraussagen wie das Überleben nach der Transplantation ist. Hierfür haben wir über 750 Empfänger und die eigentlichen Spenderherzen analysiert und das Überleben der Patienten über  zum Teil mehr als 20 Jahre verfolgt. Herausgekommen ist dadurch ein Punktesystem, welches im Gegensatz zu früheren System einfach anzuwenden ist und sowohl für Patienten funktioniert die vor der Transplantation ein Unterstützungssystem benötigen, als auch für Patienten, die ohne ein solches LVAD (Linksherzunterstützungssystem „Kunstherz“). Dies war ein Schwachpunkt bisheriger Punktesysteme. In einem nächsten Schritt möchten wir in Zusammenarbeit mit Eurotransplant dieses Punktesystem (Score) europaweit anwenden und so zu einer optimalen Verteilung der vorhandenen Spenderorgane beitragen.