Es existiert keine medikamentöse Therapie der Aortenklappenstenose. Eine hochgradig verengte Aortenklappe muss operativ ersetzt werden. Dazu stehen verschiedene Prothesen zur Verfügung: biologische Prothesen, Kunststoff-Klappenprothesen oder Katheter-Klappenprothesen (TAVI).

Das TAVI-Verfahren eignet sich für Patient:innen, bei denen das Risiko einer Operation zu hoch ist, beispielsweise Patient:innen fortgeschrittenen Alters. Dabei wird die neue Aortenklappe schonend und risikoarm über einen Katheter eingesetzt. 

Das TAVI-Programm am DHZC gehört zu den größten Deutschlands. Jedes Jahr werden am Deutschen Herzzentrum der Charité rund 560 TAVI-Eingriffe zum Ersatz der Aortenklappe durchgeführt. 

Herzklappenprothesen

Biologische Herzklappenprothesen

Biologische Klappenprothesen werden aus Gewebe von Rindern oder Schweinen hergestellt. Bei biologischen Prothesen ist eine lebenslange Blutverdünnung nicht notwendig. Allerdings kann es vorkommen, dass sie nach zehn bis 15 Jahren erneuert werden müssen.

Kunststoff-Herzklappenprothesen

Kunststoff-Prothesen besitzen zwei Kunststoff-Flügel (sogenannte Doppelflügelprothesen). Sie sind unbegrenzt haltbar. Allerdings muss das Blut lebenslang durch Medikamente verdünnt werden, um Blutgerinnseln vorzubeugen.

Chirurgischer Aortenklappenersatz

Ein chirurgischer Aortenklappenersatz kann entweder über eine komplette Brustbeineröffnung oder minimalinvasiv durch eine partielle Brustbeineröffnung oder einen seitlichen Zugang am vorderen rechten Brustkorb durchgeführt werden. Bei dieser Methode kommt die Herz-Lungen-Maschine zum Einsatz. Die erkrankte Herzklappe wird samt Verkalkungen sorgfältig entfernt und anschließend wird eine Herzklappenprothese eingenäht.

Kathetergestützter Aortenklappenersatz (TAVI)

Der Eingriff

Ist das Risiko einer Operation hoch – beispielsweise bei Patient:innen fortgeschrittenen Alters –, wird die neue Aortenklappe über einen Katheter eingesetzt. Dafür wird das TAVI-Verfahren genutzt. TAVI steht für „Transcatheter Aortic Valve Implantation“, also Transkatheter-Aortenklappen-Implantation.

Das TAVI-Verfahren wird ohne Spaltung des Brustbeins und ohne Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. Über einen Herzkatheter dehnt die Ärztin bzw. der Arzt zunächst die erkrankte Klappe mit einem Ballon auf. Anschließend wird – ebenfalls über den Katheter – eine zusammengefaltete biologische Herzklappe an die Stelle der alten Klappe gesetzt. Die alte Herzklappe wird in die Wand der Aorta gedrückt und die neue Klappe spannt sich nach Zurückziehen des Katheters auf. Sie ist in einem Drahtgerüst verankert, das sich beim Aufspannen an der richtigen Stelle verhakt. 

Der Katheter wird meist über einen kleinen Einschnitt an der Leiste über Leistenarterie und Aorta bis ins Herz vorgeschoben (transfemoral). Falls die Leistenarterien zu klein oder die Hauptschlagadern schwer verkalkt sind, wird die Klappe über die Herzspitze eingeführt (transapikal). Dabei wird zwischen der fünften und sechsten Rippe unterhalb der Brustwarze ein wenige Zentimeter langer Hautschnitt vorgenommen. Darunter befindet sich die Herzspitze, über die der Katheter eingeführt und die Herzklappe implantiert werden kann.

Das TAVI-Programm am DHZC

Das TAVI-Programm am DHZC gehört zu den größten Deutschlands. Am Deutschen Herzzentrum der Charité werden jedes Jahr 560 TAVI-Eingriffe zum Ersatz der Aortenklappe durchgeführt. Die Eingriffe werden stets von erfahrenen Kardiolog:innen und Herzchirurg:innen gemeinsam im sogenannten "Heart-Team" geplant und vorgenommen.

Hierzu stehen zwei hochmoderne Hybrid-Operationssäle zur Verfügung, die zugleich die Möglichkeiten eines Herzkatheterlabors (bewegliche Röntgenanlage) und die Ausstattung eines Operationssaals bieten. Bei Komplikationen können im Hybrid-OP sofortige herzchirurgische Maßnahmen ergriffen werden. 

Das interdisziplinäre TAVI-Team

Erfahrene Kardiolog:innen und Herzchirurg:innen führen den kathetergestützten Ersatz der Aortenklappe gemeinsam im sogenannten "Heart-Team" durch und planen den Eingriff sorgfältig und individuell auf die Bedürfnisse der Patientin bzw. des Patienten abgestimmt.

Das TAVI-Team am DHZC verfügt über langjährige Erfahrung und Expertise. Die Mediziner:innen arbeiten interdisziplinär zusammen und führen den Aortenklappenersatz sicher und routiniert durch.

Die Transcatheter Valve Unit (TVU)

Neben TAVI-Eingriffen zum Ersatz der Aortenklappe werden am DHZB weitere katheterbasierte Behandlungen von Herzklappenerkrankungen durchgeführt. Insgesamt 600 Transkathetereingriffe nehmen unsere Mediziner*innen jährlich vor. Unsere Teams der Abteilungen für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie und für Innere Medizin – Kardiologie arbeiten dabei seit Jahren eng zusammen. Mit der Gründung einer eigenständigen Einheit für interventionelle Klappentherapie, der „Transcatheter Valve Unit (TVU)“wird dieses interdisziplinäre Behandlungskonzept weiter vertieft. 

In der TVU bündeln wir die medizinische Planung und Durchführung aller katheterbasierten Behandlungen der Herzklappen bei Erwachsenen. Zu unserem Leistungsspektrum zählen Transkatheter-Aortenklappen-Eingriffe (TAVI), Transkatheter-Mitralklappen-Eingriffe (TMVI), Transkatheter-Trikuspidalklappen-Eingriffe (TTVI), spezialisierte Transkatheterbehandlungen und die Durchführung von Studien.

Alle Informationen zu den Leistungen und zum interdisziplinären Team der TVU gibt es hier.

Ihre Ansprechpartner

Dr. med. Stephan Dreysse
Stellvertretender Klinikdirektor Kardiologie
Leitender Oberarzt

Prof. Dr. med. Jörg Kempfert
Leitender Oberarzt Herzchirurgie

PD Dr. med. Christoph Klein
Oberarzt Kardiologie
Schrittmacher, ICD
TAVI

PD Dr. med. Axel Unbehaun
Oberarzt Herzchirurgie


Über den Autor

Prof. Dr. med. Jörg Kempfert ist Leitender Oberarzt Herzchirurgie am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC).

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Stand des Ratgebers: März 2022