Intensivmedizin

Nach vielen herzchirurgischen Operationen ist eine intensivierte Überwachung und Therapie notwendig. Diese findet am DHZC auf den Intensivstationen WD1I, W1I und WD2I statt.

In der Regel befinden Sie sich noch in Narkose, wenn Sie aus dem Operationssaal auf die Intensivstation gebracht werden, so dass Sie sich an die ersten Stunden nicht erinnern werden. Nach der Aufnahme wird die Narkose beendet und sobald Sie erwachen und sich ihre Atmung ausreichend erholt hat, kann der Beatmungsschlauch (Tubus) entfernt werden. Die kontinuierliche Gabe von Medikamenten, die unter Umständen während der Operation notwendig war, um Herzfunktion und Blutdruck zu stabilisieren, kann häufig ebenfalls über die nächsten Stunden beendet werden. Bereits am Abend der Operation könnten Sie in der Lage sein, wieder selbst zu trinken oder sogar eine leichte Mahlzeit zu sich zu nehmen.

Jeder operative Eingriff ist mit Schmerzen verbunden. Diese werden während der Operation durch die Narkose ausgeschaltet. Auf der Intensivstation erhalten Sie weiterhin Medikamente, so dass einem weitestgehend schmerzfreien Erwachen nichts entgegensteht. Im Anschluss ermitteln wir durch eine engmaschige Kontrolle auch weiterhin genau die Dosis an Schmerzmitteln, die Sie benötigen, um aktiv zu Ihrer Genesung beizutragen. Unser Ziel ist es, dass Sie nach unkomplizierten Routineeingriffen am Morgen nach der Operation mit Hilfe von Physiotherapeut*innen an der Bettkante sitzen und eigenständig Ihr Frühstück zu sich nehmen, so dass Sie bereits am ersten Tag nach der Operation auf die weiterbehandelnde Station verlegt werden können.

Gelegentlich dauert die sogenannte Entwöhnung („Weaning“) von der künstlichen Beatmung auch einige Tage. Dies ist insbesondere bei Vorerkrankungen der Lunge oder Herzschwäche der Fall. In diesen Fällen erhalten Sie von uns Medikamente, die es Ihnen ermöglichen, den Beatmungsschlauch in der Luftröhre zu tolerieren. Auch unter diesen Umständen ist es unser Ziel, dass Sie wach sind, um z. B. durch Physiotherapie einer Schwächung der Muskeln vorzubeugen.

Darüber hinaus können eine fortgesetzte Gabe von kreislaufunterstützenden Medikamenten oder andere Organfunktionsstörungen, wie z. B. ein akutes Nierenversagen, Gründe für eine längere Behandlungsdauer auf der Intensivstation sein.

Nach bestimmten Operationen wie beispielsweise Transplantationen, dem Einsetzen eines Herzunterstützungssystems (LVAD/RVAD) oder Notfalloperationen, ist ebenfalls mit einem längeren Aufenthalt auf der Intensivstation zu rechnen. An jedem dieser Behandlungstage wird ein hochspezialisiertes und motiviertes Team aus erfahrenen Gesundheits- und Krankenpfleger*innen, Physio- und Atmungstherapeut*innen sowie ärztlichen Mitarbeiter*innen mit Ihnen zusammen daran arbeiten, dass Sie so schnell wie möglich Ihre persönlichen Ziele in Bezug auf Gesundheit und Selbstständigkeit erreichen können.

Gerade nach herzchirurgischen Eingriffen kann es gelegentlich zu einer akuten Fehlfunktion des Gehirns kommen. Dieses Delir genannte Krankheitsbild ist durch akute Verwirrtheitszustände und der Situation unangemessenes, unter Umständen selbstgefährdendes Verhalten sowie abrupte Änderungen des Wachheitszustands gekennzeichnet.

Um die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ein Delir erleiden, zu senken, wurden am DHZC verschiedene Maßnahmen eingeführt. Dazu gehören unter anderem die Vermeidung von zu tiefer Narkose durch Messung der Gehirnströme (EEG), sofern möglich der Verzicht auf eine Sedierung („künstliches Koma“) auf der Intensivstation und eine protokollierte Reorientierung nach der Operation. Hierfür erhalten Sie noch am Operationstag wieder Ihre Brille und Ihr Hörgerät, sofern Sie darauf angewiesen sind. Auch Ihre Angehörigen können durch Besuche auf der Intensivstation zu Ihrer Genesung und Reorientierung beitragen: Sie können Ihnen erklären, wo Sie sich befinden, was sich ereignet hat und was unternommen wird, damit Sie wieder gesunden oder was in Ihrem gewohnten Umfeld passiert. Ebenfalls hilft es häufig bei längerer Behandlungsdauer, wenn Sie ein Ihnen wichtiges Bild in Sichtweite haben oder evtl. Bücher und aktuelle Zeitschriften mitgebracht bekommen.

Verschiedene medizinische Geräte sind auf einer Intensivstation notwendig, um Organfunktionen zu überwachen und gegebenenfalls zu unterstützen. Diese könnten für Patient*innen und/oder Angehörige einschüchternd wirken, so dass wir Ihnen im Folgenden die Wichtigsten vorstellen möchten:

Monitore sind in der Regel sowohl neben als auch über dem Patientenbett angebracht. Auf ihnen werden ständig die Herzstromkurve (EKG), der Blutdruck, der Sauerstoffgehalt der roten Blutkörperchen (Sauerstoffsättigung) und die Körpertemperatur angezeigt. Bei Bedarf können auch andere Messwerte dargestellt werden.

Um eine genaue Messung des Blutdrucks zu ermöglichen werden häufig arterielle Katheter gelegt. Das sind dünne Schläuche, die am Handgelenk oder an der Leiste in eine Schlagader gelegt werden.

Spritzenpumpen geben kontinuierlich Medikamente ins Blut. Dies können z. B. Medikamente zur Unterstützung des Herzkreislaufs (Katecholamine), zur Bekämpfung von Infektionen (Antibiotika) oder auch Schmerzmedikamente sein. Dafür sind häufig zentrale Venenkatheter (ZVK) erforderlich. Das sind dünne Schläuche, die am Hals oder unter dem Schlüsselbein angelegt werden und in ein großes Blutgefäß führen.

Solange Sie noch nicht ausreichend allein atmen können oder die Lunge nicht wieder ihre volle Funktionsfähigkeit erreicht hat, stehen Beatmungsgeräte bereit. Mit Hilfe eines Beatmungsschlauchs (Tubus), der durch den Mund in die Luftröhre eingebracht wurde, oder einer Maske kann das Beatmungsgerät ein Sauerstoff-Luft-Gemisch in die Lunge befördern und somit die Atmung unterstützen.

Auch wenn Sie durch den Beatmungsschlauch nicht sprechen können, werden wir Ihnen immer eine direkte Kommunikation mit dem Behandlungsteam und Ihren Angehörigen ermöglichen. Dies kann in der einfachsten Form die Beantwortung von Ja/Nein-Fragen durch Kopf- oder Augenbewegungen sein. Als Alternative bieten sich auch Schreibtafeln oder elektronische Geräte (Tablets, Smartphones) an.

Solange Sie nicht normal essen können, erfolgt die Ernährung über einen durch die Nase in den Magen führenden Schlauch (Magensonde) oder in seltenen Fällen über den zentralen Venenkatheter.

Ein Urinkatheter wurde während der Operation durch die Harnröhre in die Blase eingeführt. Hierüber kann der Urin kontinuierlich ablaufen und die Urinproduktion gemessen werden. Der Urinkatheter selbst kann allerdings zu einem Gefühl von Harndrang führen, welches jedoch schnell nachlässt.

Für den seltenen Fall einer schweren Funktionsstörung von Herz und/oder Lunge stehen miniaturisierte Herz-Lungen-Maschinen (ECMO; Extrakorporale Membranoxygenierung) zur Verfügung. Diese können pumpengetrieben über größere Katheter Blut aus dem Körper entnehmen, mit Sauerstoff anreichern und anschließend dem Körper zurückführen.

Hör- oder sichtbare Alarme informieren bereits über kleinste Veränderungen der überwachten Körperfunktionen. In der Regel soll durch einen Alarm die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Situation gerichtet werden, so dass geeignete Maßnahmen ergriffen werden können. Nur in den seltensten Fällen werden dadurch bedrohliche Situationen angezeigt. Ein Alarm muss Sie also nicht verunsichern.

Eine intensivmedizinische Behandlung bleibt auf Geräte angewiesen. Der Fokus unserer Therapie liegt dabei aber immer bei Ihnen und Ihren individuellen Bedürfnissen und der Einbindung Ihrer Angehörigen. Unser Ziel ist, dass Sie so schnell wie möglich wieder zu Kräften kommen, um unsere Station wieder verlassen zu können.